Captain JTM 45
Die Geschmäcker sind verschieden. Und über Geschmack kann man nicht streiten. Sagt man.
ABER DAS HIER GEHT GARNICHT!!!
Dieser arme 76er Marshall 50W Bass Modell mußte einiges über sich ergehn lassen. Neben dem schicken Feuerwehrgehäuse erhielt er auch eine ziemlich merkwürdige Schaltung die zudem noch zweifelhaft verarbeitet wurde.
Aber die Trafos sind alle original und somit bildet dieser Amp eine ideale Basis für einen etwas modernisierten Plexi JTM45.
Hier noch ein paar VORHER Bilder:
Also erstmal den Klappspaten auspacken und alles rausräumen was da nicht hingehört.
Dann probeliegen und bestücken.
Dummerweise hat der Herr Marshall die Position der Bohrungen im Chassis nicht beibehalten, folglich passt die Plexi-Frontplatte vom TAD nicht :(
Also bearbeiten wir das Chassis und schweißen ein neues Frontblech ein.
Nach reiflicher Überlegung wurde die Schweißaktion verworfen und stattdessen einer Lösung mit zwei 1mm Alublechen der Vorzug gegeben.
Eins wurde von aussen montiert und eins von innen. Damit sind alle Bauteile ordentlich verschraubbar. In Langlöchern hätte das nicht dauerhaft gehalten.
Nachdem alles gebohrt und alle Löcher aufgefeilt waren konnte endlich montiert werden.
Und dann verdrahten. Auch wenn die Schaltung überschaubar ist sind doch einige Kabel abzulängen und anzulöten.
Und hier der Knüller: Captain Tube Rectifier Emulation [CTRE]
Mangels einer Heizwicklung im 76er Marshall Netztrafo konnte keine Gleichrichterröhre eingebaut werden. Also hab ich kurzerhand eine Emulation entwickelt die den Effekt einer Gelichrichterröhre simuliert.
Die Anodenspannung wird niedriger weil der Innenwiderstand im Netzteil steigt. Das Resultat ist die typische Komprimierung des Tons nach dem Anschlag und eine frühere Endstufensättigung durch die Leistungsreduzierung.
Selbstverständlich wird der Ruhestrom der Endstufenröhren dabei angepasst.
Und alles sogar umschaltbar!
Dann war Zeit für den ersten Soundcheck: Mördergeil!
Natürlich kommt er nicht ganz an den 64er ran, schon wegen der Trafos, aber die Dynamik ist schon sehr ähnlich. Das liegt wohl an der sparsamen Siebung, die Werte der Elkos sind doch viel niedriger als in den Versionen ab 1966.
Und dann ab zum Soundcheck in den Bandraum:
Zusammen mit dem Fred haben wir den Captain JTM45 dann gegen meinen alten 64er JTM und gegen meinen 70er JMP50 antreten lassen, stilgerecht über zwei 69er Basketweave Boxen mit G12H und G12M Speakern.
Das Ergebnis war verblüffend: Der Captain Amp war fast ein bisschen frischer im Ton ans der 64er, aber die Elkos sind ja auch nagelneu. Ansonsten zerrt er sehr cremig an wenn man ihm die Sporen gibt, wobei sich das Einsetzen des Endstufencrunchs mit dem Volume Poti an der Gitarre regeln läßt. Sehr schön.
Die Captain Tube Rectifier Emulation [CTRE] funktioniert toll, man kann quasi zwischen einem 64er und einem 67er umschalten: Voll auf die 12 in der Straight Stellung oder schön federnde Kompression in der Emulate Stellung.
Und das meint der Fred:
Und wenn Du jetzt auch einen Captain JTM45 haben willst, aber keinen 76er Marshall als Ausgangsbasis hast, kein Problem:
Den Captain JTM45 gibts auch mit einem TAD Chassis und Mercury Magnetics Trafos!
Oder man nimmt einen Marshall Reissue als Ausgangsbasis, schmeißt die Platine raus und baut das handverdrahtere Turret Board und die CTRE ein.
Oder in Kombination mit der Captain Dual Power Stage aus dem
Captain Amp No1 in einem vintage Carlsbro Chassis (eins hab ich noch ;)
Oder oder oder, ALLES IST MÖGLICH!
Und die Captain Tube Rectifier Emulation [CTRE] kann man auch in alle Marshall Reissues einbauen. Oder in die JTM45 Reissues, dann kann man auf Diodengleichrichter umschalten. und auch sonst in (fast) alle Röhrenverstärker.
Und wie immer beim Captain zu einem erstaunlich günstigen Preis.