JTM45 Dual Channel

Auch andere Leute bauen Verstärker. Oder bauen Verstärker um. Oder basteln an Verstärkern. Oder verbasteln Verstärker.

 

In letztere Kategorie fällt der JTM45 den David Barfuss mir geschickt hat. Ja genau, das ist der Typ der so geile Pickups baut. Der spielt natürlich auch in einer Band und macht so Old School Rock Zeugs.

Und deshalb hat er sich diesen umgebauten JTM45 gekauft, weil ja JTM45 sowieso geil ist und mit zwei Kanälen muß das ja ganz toll sein, so mit viel Zerre und nem Master im Lead Kanal und so.

 

Schade nur daß dieser Umbau von der Firma Braun stammt. Die machen eigentlich Rasierapperate. Und so klang das dann auch. (Scherz, die Firma Braun hat natürlich NIX damit zu tun!)

 

Egal, er war nicht zufrieden und hat mir den Amp geschickt. Und ich war auch nicht zufrieden. Weder mit dem Sound noch mit dem Aufbau.

Ich kommentier das jetzt nicht weiter, das ist alles jenseits von Gut und Böse.

 

Also ran ans Telefon und beratschlagt was mit dem Ding werden soll.

500 Euro für einen kompletten Neuaufbau wollte David nicht investieren. Verständlich, war ja so schon zu teuer. Also machen wir das Beste draus, bauen erst mal den Rasierapperat aus und optimieren den fliegenden Aufbau wo's mit wenig Aufwand möglich ist.

So, erst mal den Stromlauf rausmalen und versuchen zu verstehen was der Künstler sich dabei gedacht hat.

4,7kOhm Kathodenwiderstand in der Zerrstufe ist da nicht ganz so sinnvoll, denn der Bias der Vorstufe (ja, auch ne Vorstufenröhre hat einen Bias, sprich eine negative Gittervorspannung, die durch den Kathodenwiderstand erzeugt wird) ist damit daneben und die Verzerrung wird nur in einer Halbwelle erzeugt. Das klingt dann eben nach Rasierer.

Und klar, es gibt Verstärker die ohne Gegenkopplung in der Endstufe auskommen, der VOX AC30 zum Beispiel. Aber beim JTM45 Reissue ist der Ausgangstrafo nicht wirklich ein Highlight aus der Welt der magnetischen Kopplung, und ohne Gegenkopplung macht das Teil dann was es will.  Wollen wir aber nicht, also kommen wieder 27kOhm rein. Und das Presence Poti wird noch ersetzt, denn durch die Lötversuche des Meisters hatte es einen Wackelkontakt.

Na also, klingt doch schon ganz passabel, vielleicht noch ein bisschen dünn im Leadkanal. Richtig, bei viel Zerre muß man den Bassbereich ein bisschen schlanker halten, aber 750pF als koppel-C find ich schon ein bisschen wenig. Mit 4,7nF klingts gleich fetter aber noch lange nicht matschig.

 

Dann noch ein paar ergonomische Verbesserungen:

Wenn man schon die nicht benötigten Eingangsbuchsen für Potis verwendet um keine Löcher in den Amp bohren zu müssen, warum bohrt man dann ein Loch in die Mitte für einen Kippschalter zur Kanalwahl??? Noch dazu wo's einen Fußschalteranschluß gibt der -gut gemacht! - im Loch der zweiten Lautsprecherbuchse Platz gefunden hat.

Na wenns schon ein Loch gibt dann bauen wir eine LED ein um zu sehen welcher Kanal aktiv ist. Rot heißt gefahr, also noch das interne Relais umverdrahtet daß es im Lead Modus erregt ist (das heißt so bei Relais! ;) und nicht andersrum.

 

 

Außerdem machts irgendwie mehr Sinn wenn die Eingangsbuchse unten ist und das Volume Poti oben. Dann sieht man auch was eingestellt ist und kommt viel besser an den Knopf ran.

 

Und dann doch noch ein Loch gebohrt weil David manchmal auch mit zwei Boxen spielen will und dann zwei Buchsen braucht. Und dann fehlt eins für die Fußschwitz Buchse.

So, und nachdem jetzt alles schon so richtig lecker klingt möchte der David auch noch einen anderen Ausgangsübertrager eingebaut haben. Beim Ingo Gorges hat er einen IGOT-JTM45 bestellt und zu mir geschickt. Der soll optimal zu den KT66 passen, schau ma mal (wie der Kaiser immer sagt).

Und hallo! Alles gleich viel offener, luftiger, dynamischer!

Unnötig zu erwähnen daß natürlich auch gleich alle Röhren gemessen wurden, Bias kontrolliert wurde und auch ein VDE Check gemacht wurde, die ganz normale Inspektion also.

Am Ende noch die V1 durch eine HG+ ersetzt, denn bei richtig viel Gain muß da schon eine rausch- und mikrofoniearme Röhre sitzen.

Dann ab ins Gehäuse und nochmal richtig Soundcheck gemacht!

Der Clean Kanal ist ja fast unverändert aber mit reduzierter Klangregelung mit Treble und Bass. Mehr Löcher gibts nicht :)

Aber der Lead Kanal ist jetzt fein, schön cremig in der Zerre, von Cruch bis Fettes Brett ist alles drin und dazu noch schön kontrollierbar mit dem Volumen Poti an der Gitarre. Habs natürlich mit der Surf Green SixtyFour ausprobiert, da sind ja DB Pickups drin.

 

Mal sehen was der David sagt, also eingepackt und nach Hünfelden geschickt......

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