FiftySeven Sonic Blue

Martins Wunschgitarre. Er hat die FiftySix beim hfm ausprobiert und war sofort verliebt. Aber Grün ist nicht wirklich seine Farbe. Er wollte lieber Sonic Blue. Die Lollars haben ihm sehr gut gefallen, aber das Budget war knapp. Also haben wir auf die Bakellit Parts verzichtet, er hat die Pickups geliefert und ich bin ihm vom Preis etwas entgegengekommen. Geht doch!

Die Gitarre wurde nur leicht gealtert, so wie Martin es wollte. Nicht zuviel rost und nur wenige Macken im lichtblauen Body. Auch die Schaltung nach Kundenwunsch:

- Volume mit Treble Bleed Cap

- Master tone

- Tone für den Stegpickup

Seine Fender Custom Shop Texas Special erzeugen einen kräftigen Rocktone und durch die hochwertigen Materialien schwingt das Brett und hat orgentlich Sustain.

 

Wieder ein Beispiel für eine Custom Ordered Captain Guitar. Und wenn Du das auch willst, ruf mich an!

Und hier Martins Geschichte:

 

Um einen bestellten VOX im hfm auszuprobieren bekam ich einen, in meinen Augen albernen, Heavy-Relic Strat Nachbau gereicht und legte los. Die Strat lag gut in der Hand und fühlte sich an, als ob sie schon Jahre gespielt wurde. Selbst der für mich eigentlich zu dicke Hals bereitete mir keine Probleme.

 

Die Ansprache der Gitarre war sensibel, die Tonentfaltung war trocken, wie auch am Amp sauber und gut differenzierbar. Ich musste mein Vorurteil revidieren, die Strat war gut und alles andere als albern.

 

Die Arbeit eines Gitarrenbauers, schön, nicht billig, aber schön. Ich packte den Amp ins Auto und stellte ihn in den Übungsraum. Zwei Wochen später, die erste Session mit der Band, ab 12 Uhr auf dem Gainregler hatte der Amp Aussetzer.

 

Na fein, also das Ding wieder ins Auto und zurück zum Laden. Ohne Probleme wurde der Amp zurück genommen und ein neuer bestellt. Wieder gingen 2 Wochen ins Land, wieder wurde der Karton aufgemacht, wieder bekam ich, nein, diesmal wollte ich sogar diese grüne Relic-Strat in Händen halten.

 

Wirklich ein feines Teil, nur warum musste es so kaputt aussehen. Dabei war hier ganz und gar nichts kaputt. Neue Bünde, neue Seiten, der Lautstärkepoti, war leichtgängig, die Höhen verschwanden nicht beim zurück drehen, die Saitenlage war 1A und leicht, ja richtig leicht lag sie auf dem Oberschenkel, sie war neu, nur neu sah sie eben nicht aus.

 

Der Amp ging aber erst dann wieder ins Auto nachdem sich auch die Nachbarn davon überzeugen konnten dass dieser Amp keine Aussetzer hat.

 

Diesmal, es war Samstag, fuhr ich direkt nach Hause. Auf die Nachfrage meiner Frau ob nun alles in Ordnung sei, fing ich direkt an von der Strat zu erzählen und ertappte mich sogar dabei wie das Relic-Design verteidigte: „Und außerdem wie sieht denn das aus, wenn man mit einer blitzeblanken, nagelneuen Gitarre auf der Bühne steht und schmutzige Rock-Musik macht“. Ich glaube meine Frau hätte nach diesem Gespräch die Gitarre sofort gekauft, wenn sie damit auch nur irgendetwas hätte anfangen können. In dieser Nacht träumte ich sogar von der Relic-Strat.

 

„Meine Jungs“ im Übungsraum begannen an meinem Verstand zu zweifeln, als ich plötzlich anfing in den höchsten Tönen von einer Strat zu sprechen. Hatten sie sich doch 2 Jahre lang, detailliert die Vorzüge einer Paula anhören dürfen und das nicht nur musikalisch.

 

Nachdem sich der Betreiber des Gitarrenladens mein Gejammer „tolle-Gitarre-aber-ich-leider-kein-Geld“ mehr anhören wollte, gab er mir die Telefonnummer vom Captain: „Du kannst ja trotzdem mal mit ihm sprechen“. Ich dachte mir noch, was soll ich dem Mann denn erzählen, dass er tolle Gitarren baut, aber ich sie mir nicht leisten kann? Danke das Du angerufen hast, melde Dich bei mir wieder wenn Du Dein Auto verkauft hast.

 

Ich will mein Auto gar nicht verkaufen und außerdem habe ich 4 elektrische Gitarren (eine Tele, eine Strat, eine Paula und eine ES335), gut, bei einer steht tatsächlich Gibson drauf und bei der anderen Fender, wenn auch nur Studio und Mexico in der 2ten Zeile.

Ich brauche keine neue Gitarre, nein, brauche ich nicht.

 

Ich rufe aber trotzdem an und erzähle dem Captain dass mir seine Strat richtig gut gefällt und ich nicht vor habe mein Auto zu verkaufen, Punkt das wars.

 

Na ja, der Captain, der mit Klarnamen Jörg heißt, war dann am Telefon ganz nett und hat mein Auto mit keinster Silbe erwähnt. Er hat mir erzählt, dass die Gitarre die ich im Laden gespielt habe quasi nur ein Muster darstellt, um zu zeigen was mögich ist, und er die Gitarren kundenspezifisch anfertigt. Ich soll doch einfach mal bei ihm vorbei kommen und finanziell kann man mit ihm reden.

Vielleicht brauche ich ja doch eine neue Gitarre.

 

So fuhr ich eines Abends nach dem Büro zum Captain Körg Tube Amp Service nach Emmering, unweit von München. Ich hatte mich auf ein kurzes Gespräch eingestellt, denn ich hasse es Leuten die Zeit zu stehlen, wenn man zwar was will, aber nicht wirklich kann, mein Budget ist wirklich sehr, sehr begrenzt, blöde Idee.

 

In einer Gitarrenzeitung stand mal folgende Frage: Wie unterscheidet man einen Profimusiker von einem Amateurmusiker? Nun der Amateur macht sich Sorgen ob er gutes Equiment besitzt, der Profimusiker über das Bühnenlicht.

 

Ich bin eindeutig Amateur und stand eine gefühlte Minute mit offenem Mund in Jörgs Refugium, hier hingen und standen alle feuchten Träume eines jeden Gitarristen, der nicht dem Jazz oder dem Schwermetall verfallen ist. Amps und Boxen von Vox, Fender und Marshall, alles orginale Schätzchen aus dem vergangenem Jahrhundert, die bis in das Jahr 1948 zurückreichen. Ansonsten noch reichlich Gitarren aus Jörgs Schmiede und Originale wie eine 67ger ES335 und eine 71ger Strat. Der Mann lebt im Paradies.

Ich brauche ganz, ganz sicher eine neue Gitarre.

 

Zuerst durfte ich auf des Meisters Stuhl Platz nehmen, quasi zur Anprobe. Ich bekam so ziemlich alle Gitarren in die Hand und durfte diese ausgiebig, an einem mir bekannten Amp testen: Dicke Hälse, dünne Hälse, Spaghetti-Bünde, Jumbo Bünde, laute Pickups, leise Pickups, 50ger Jahre und 60ger Jahre Modelle und sogar auch die originale Strat von 1971.

 

Nach relativ kurzer Zeit entschied ich mich für den Ahorn-Hals der grünen Strat aus dem Gitarrenladen mit abgewetzter Nitro-Lackierung denn der lag mir am Besten in der Hand. Seafoam Green ist nicht wirklich meine Farbe, also besorgte der Captain mir einen Alder-Body in der Farbe Sonic-Blue. Das gesamte Finish sollte in Light-Relic ausgeführt werden, nicht so geschunden und rostig wie die Grüne.

 

Wer die Artikel von Udo Pipper in der ‚Gitarre&Bass’ verfolgt hat, oder eines der Fender Gitarrenbücher sein eigen nennt, der kennt die „Zutaten“ einer alten Strat ganz genau, auch der Captain macht hier keine Abstriche.

 

Nitro-Cellulose Lackierung, CTS-Potis, Stahl-Sustain-Block, One-Piece Hälse, NOS Kondensatoren, Kluson Mechaniken. All diese Ausführungsdetails sind im Laufe der Jahre mehr oder minder den Sparmaßnahmen von Fender zum Opfer gefallen.

 

Die von mir gewünschten Lollar Vintage Blonde Pickups, sprengten jedoch mein Budget. Jörg bot mir an, meine, mal als Upgrade für die Mexicanerin erworbenen, Texas Custom Shop Pickups einzusetzen, aber nicht ohne mich zu warnen: „Die Texas Special sind sicher gut, rocken ordentlich, bringen aber nicht den 50ies Sound der Lollars“. Ich sagte ich kann mir die Lollars ja mal zu Weihnachten wünschen, es sollte nicht an den Pickups scheitern.

Diese Gitarre brauche ich auf jeden Fall.

 

Jörg kam mir noch ein gutes Stück im Preis entgegen, nahm meinen Bassman70 den ich eh nicht mehr benutze in Zahlung, und aus dem geplanten „kurzem Gespräch“ waren knapp 3 Stunden geworden. Ich hatte mir gerade eine Customshop Gitarre bestellt und das Gefühl eine der besseren Entscheidungen in meinem Leben getroffen zu haben.

 

An einem Sonntag Nachmittag war dann eine unscheinbare Mailnachricht im Posteingang: Deine Gitarre ist fertig! Noch am selben Abend durfte ich die Gitarre abholen. Um halb neun Uhr abends stand ich dann in Jörgs Werkstatt, wo mich eine leicht „geaged-te“ Schönheit in Sonic-Blue erwartete.

 

Gleich mal an den Amp angeschlossen und.......wunderbar, so hatte ich die Texas Special noch nicht gehört, kein dunkler bluesy Sound a’la Stevie Ray Vaughan, sondern ein gerader Rockton mit Sustain bis zum Morgen. Der Anschlag wurde sofort in solide klingende Töne übersetzt, was für eine Ansprache! Dass die Gitarre ist absolut bundrein und die Seitenlage perfekt war, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

 

Der Captain freute sich mit mir und war auch ein bischen traurig, schließlich hatte er an der Strat doch eine Zeit lang gearbeitet und sie war ihm dabei etwas ans Herz gewachsen, wie alle seine Gitarren.

 

Er entließ mich mit der Aussage, das wir das Finanzielle in den nächsten Wochen regeln können und ich stieg glücklich und zufrieden in mein nicht verkauftes Auto.

 

Nach einer Woche Strat-Marathon (zur Freude meiner Nachbarn und Familie) vermisste ich die feinsinnigeren Lollars doch immer mehr. Ich setzte mich nochmal mit dem Captain in Vebindung und fragte mal vorsichtig an, ob er die Texas anteilig gegen die Lollars in Zahlung nehmen kann. Nach einem gerechtfertigten aber freundlichen, „Das habe ich Dir doch gleich gesagt“, lies er mit sich reden und wir trafen uns noch einmal zu einem Pickup Tausch.

 

Es gibt von der deutschen Band „Kante“ ein Lied, in dem heißt es: „Mehr als die Summe der einzelnen Teile“. Das trifft es schon ziemlich genau.

 

Ich habe hier nun ein ganz, ganz wunderbares Instrument, den einzigen Fehler den ich mir vorwerfen kann, ist die Frage, warum ich so etwas nicht schon früher gemacht habe.

Diese Gitarre hätte ich eigentlich schon immer gebraucht.

 

455