Captain Workshop
 

Fractal Audio
vs.
Vintage Amps

mit

Thomas Lutz

G66 Fractal Audio Sound Designer

& Captain Family Mitglied
und

Markus Hohmann

G66 Fractal Audio Technical Support
und

Marco Wendel

Chef von BlueAmps
Powered Guitar Cabs

 

Samstag, 25. Mai 2019  13:00 – 18:00

 

Captain Guitar Lounge
Moosfeldstr. 17  82275 Emmering

 

 

Bei diesem Workshop war für jeden was dabei.

Wir testeten einige der gesuchtesten Vintage Amps der 50er und 60er Jahre aus der Captain Collection.

 

Auf der anderen Seite stand die neueste Generation der Verstärkersimulation, der Fractal Audio FXIII.

Und ein Mann, der ihn bedienen kann und wertvolle Tipps und Tricks verriet.

 

Wir vergleichen die gute alte Röhrentechnik mit der perfektesten Simulation unter drei Standard-Bedingungen, folgende Scenarien waren geplant:

 

1) Home

Vintage Amps im Vergleich zum AXE FXII mit BlueAmps  Powered Guitar Cab oder mit Röhrenendstufe und Gitarrenbox

    - Was klingt besser?

    - Was ist einfacher?

    - Wie flexibel ist das Setup?

 

2) Live / Bandraum

Vintage Amps mikrofoniert im Vergleich zum AXE FXII über PA/Monitor

   Wir behandeln die drei Hauptprobleme:

    - Lautstärke

    - Mikrofonierung

    - Monitoring

 

3) Im Studio

Vintage Amps mikrofoniert im Vergleich zum AXE FXII über Studio-Abhörmonitore

    Wie bekomme ich meinen Sound in meinen Song?

 

Und hier die Kandidaten:

Meet our latest flagship processor, the Axe-Fx III. Packed with power and upgrades, it features our latest ARES amp modeling technology, thousands of UltraRes™ speaker cab simulations, and the largest-ever collection of our industry-leading effects.

 

Zum Lautmachen für den AXE-FX III verwenden wir ein BlueAmps Spark Cabinet mit 2x10" Speakern und 2 x 180Watt und zwei weitere Boxen, die Marco Wendel, Chef von BlueAmps, zum Workshop mitgebracht hat.

 

 

Nachlese

 

Nach ein paar einleitenden Worten von mir hat Markus von G66 erklärt, worum es beim Fractal Audio AXE-FXIII geht und was wir so den Nachmittag über vorhaben.

Mittels eines Laptops war das Gerät komplett fernsteuerbar und die Teilehmer konnten auf einem großen Monitor genau sehen, was der Markus da so tut.

Für die HOME-Anwendung hat Thomas dann als erstes den 58er Fender Bassman mit seiner Captain S-Type FiftySix AT angespielt. Mittels eines A/B Schalters ging das Gitarrensignal entweder direkt in den Fender oder ins AXE. Dank einer guten Speakersimulation gelang es dem Markus innerhalb von ein paar Minuten, die Parameter einer Fender Tweed Amp Simulation so einzustellen, dass ein verblüffend authentischer Ton aus der BlueAmp Box zu hören war. Der Bassman hätte vielleicht noch besser getönt, wenn wir ihn ordentlich aufgerissen hätten, aber um das Hörvermögen der Teilnehmer direkt vor der Bühne nicht aufs Spiel zu setzen, beliessen wir es bei einer verträglichen Lautstärke. Der AXE hat damit keine Probleme, er produziert seinen Sound in jeder Lautstärke.

Auch beim Test mit dem 66er Fender Vibrolux Reverb war das Ergebnis für mich überraschend gut, ich hätte nicht gedacht, dass man so dicht drankommt. Stünde da nicht ein Original aus den 60ern, sondern ein Reissue aus aktueller Produktion, dann wäre der Unterschied wahrscheinlich noch geringer ausgefallen.

Einzig die impulsive Tonentwicklung des Amps, das Attack, war weniger ausgeprägt. Die Töne "springen" nicht so aus dem Lautsprecher.

Dann haben wir die beiden Jensen C10 Speaker des Vibrolux über eine Transistor-Endstufe an den Ausgang des AXE gehängt und direkt mit dem Signal der Amp-Simulation beschickt, ohne die interne Boxensimulation. Auch wenn wir in dieser Situation nicht per Fußschalter hin und her schalten konnten, waren sich alle einig, dass man so noch näher an den Originalsound herankommt. Leider haben die meisten Anwender wohl keine 66er Jensen Speaker parat, aber es zeigt, dass gute Speaker sehr wichtig sind, egal ob bei Röhrenverstärkern oder bei Simulationen. Aber das wollten wir ja später nochmal in der Studio-Anwendung zeigen.

Den 66er Marshall Mini-Bluesbreaker hab ich dann selbst angespielt. Er verlangt nach kräftigen Akkorden und ist für mich der beste Verstärker, der je gebaut wurde. Und hier tat sich der AXE richtig schwer. Ein Sample dieses Amps war nicht verfügbar und so gab sich Markus alle Mühe, aus einer JTM45-Simulation das Beste rauszuholen. Leider mit eher mäßigem Erfolg. Und wenn man selbst spielt fällt einem besonders die eher flache Abbildung des Tones auf. Wenn man den Marshall-Ton als räumlich und dreidimensional bezeichnet fehlt dem AXE einfach eine Dimension.

Nach der Pause haben wir dann auf der Bühne in der Lounge eine LIVE-Situation nachgestellt, ähnlich wie bei einem Club-Gig. Die "Band" kam aus der PA und Thomas hat zum Playback gespielt, wieder per A/B-Schalter über den Bassman oder das AXE und zu seinem Bedauern ohne jedes Delay oder Reverb. Dabei haben wir vorher genau drauf geachtet, dass beide Amps gleich laut sind.

Hier war der Unterschied noch geringer, auch wenn der Ton aus dem Bassman oder dem Vibrolux durch sein offenes Gehäuse im Vergleich zur geschlossenen Full-Range BlueAmps Box mehr im Raum stand. Auf Anfrage eines Teilnehmers, warum es keine offene Fullrange Box im Angebot von BlueAmp gibt, erklärte uns Marco, dass der gewünschte lineare Frequenzgang, den ein Fullrange aufweisen muß, mit einem offenen Gehäuse nicht erzielt werden kann. Für die tiefen Frequenzen kommt man hier um eine Bassreflex-Konstruktion nicht herum.

Für den Vergleich in der STUDIO-Anwendung haben wir den Vibrolux dann nebenan in die Schallkabine gestellt und mit einem SM58 mikrofoniert. Durch ein extra gebohrtes Loch in der Wand zur Bühne haben wir den Ausgang des AXE mit einem sehr hochwertigen Kabel mit der Transistor-Endstufe verbunden und an deren Ausgang die Jensen Speaker des Vibrolux angeschlossen. Über das SM58 hat der Markus dann eine IR gemacht, eine Impulse Response der Lautsprecher, quasi ein akustisches Foto der Speaker in dem Gehäuse mit dem Mikrofon in dem Raum.

Dann haben wir den Vibrolux wieder an seine Speaker angeschlossen, aber das Mikrofon nicht bewegt. Im anschließenden A/B Vergleich des mikrofonierten Amps in der Schallkabine mit der Blackface-Amp-Simulation und der soeben erzeugten IR der Speaker war nun über die PA wirklich kein Unterschied mehr zu hören.

Wie schon zu Anfang, als wir die beiden 10er Jensen über die Endstufe an den AXE angeschlossen hatten, ist wieder der Lautsprecher der Schlüssel zum guten Sound.

Von der Lebendigkeit und Dynamik, die der Vibrolux auf der Bühne gezeigt hatte, war allerdings wenig übrig geblieben. Auch war der Sound über das Mikrofon in der Schallkabine weniger perlig und nicht mehr so zuckersüß. Ich führe das auf die improvisierte Mikrofonierung zurück, wir sind da keine Profis, der Peter Weihe hätte das sicher besser hingekriegt ;)

Im Anschluß wurden noch Fragen der Teilnehmer beantwortet und man konnte den FXIII selbst ausprobieren.

Am Ende bleibt alles wie es ist. Die Sound-Friggler werden den AXE FXIII für seine Komplexität und unendlichen Möglichkeiten lieben und die Rückengeschädigten haben mit nur knapp sieben Kilo unendlich viele Verstärker im Gepäck.

Die Vintage-Fraktion wird weiterhin an der guten alten Röhre festhalten, sei es aus sentimentalen Gründen oder weil der Sound am Ende doch echter ist, dynamischer und purer.

Der Captain bedankt sich bei allen Mitwirkenden, den Teilnehmern, bei G66 und BlueAmps und beim Team der Captain Guitar Lounge, die im Vorfeld und auch danach viel Arbeit hatten.

 

Bis zum nächsten mal,

Euer Captain

455